Mann, der geht - Kein Kölsch für Herzogenrath

„L’homme qui marche“ – Mann, der geht. So könnte man meinen zweitägigen Heimataufenthalt in der weltschönsten Stadt Düsseldorf umschreiben. Nur mit dem Unterschied, dass mein Gang keine 74 Millionen Euro eingebracht hat wie die Versteigerung der Bronze-Skultur „L’homme qui marche“. Der Grund für das überdurchschnittliche Abnutzen meiner Schuhsohlen war der Streik der U-Bahn- und Straßenbahnfahrer in der Landeshauptstadt ausgerechnet an dem Tag, an dem die Dropkick Murphys, meine Jungs aus Boston, in der Stadt waren.

 

Hatte mich bei meinem Eintreffen am Düsseldorfer Hauptbahnhof schon über die langen Schlangen vor dem Haupteingang gewundert. War das Brot in meiner Stadt knapp geworden? Wollten sie Menschen in meiner Stadt ihren verlorenen Sohn willkommen heißen? Nein, die Schlange stand am Taxistand und wartete auf irgendwas Fahrbares.

 

An der Hotelrezeption gab es wohlgemeinte Ratschläge und Tipps des besorgten Hotelangestellten („Soll ich Ihnen ein Taxi rufen? Das sind mindestens 20 Minuten bis zur Philipshalle!“), die ich mit den Worten konterte, dass ich schließlich im Sauerland wohne und mein zweiter Vorname „Gewaltmarsch“ ist.

 

Die Stunden vor dem Konzert verbrachte ich mit Cappu trinken in meiner geliebten „Zicke“ (Bäckerstraße 5, beim Stadtmuseum) und Shoppen. Hab jetzt endlich das aktuelle DEG Metro Stars-Trikot. Lange Zeit hab ich vor dem Teil gestanden, aber nach drei Sekunden stand fest: wenn schon ein Junge aus Boston, der auch noch Murphy heißt, im Trikot meiner DEG spielt, dann muss ich das entsprechend huldigen. Laufe also ab sofort mit der Nummer 17 durch Attendorn…

 

Der Pokal „Depp des Tages“ geht eindeutig an den Typen aus Herzogenrath, der mir in einem schnuckeligen Restaurant gegenübersaß und im Beisein seiner Frau voller Stolz ein Kölsch bestellte. Ein Kölsch….ein Kölsch……EIN KÖLSCH…..in Düsseldorf!!! Nur der südeuropäischen Gelassenheit des Kellners war es zu verdanken, dass der Typ auch weiterhin lautstark seine Frau und seine Umwelt mit dem neuesten Klatsch aus der Metropole Herzogenrath nerven durfte. Ich hoffe dennoch inständig, dass der Koch Düsseldorfer war und ihm die Beilage entsprechend versüßt hat.

 

Im Hotel mit ein paar Altbierchen frisch gemacht ging es dann endlich gen Philipshalle, wo schon einige Altpunks, Punks, dies dies noch werden wollen, St. Paulianern, Celtics, Bruins und Normalos abhingen und für den wohl größten Bierumsatz des Jahres in der Philipshalle sorgten.

 

Die erste Band waren „The Mahones“. Die kanadischen Irish-Folk-Punks machten schon ordentlich Alarm und sorgten bei mir für schöne Pogues- und Flogging Molly-Emotionen.

 

Bei Band Zwei hab ich mich aufs Biertrinken im Foyer beschränkt. Zum einen, weil ich überraschend Daniel aus Attendorn mit seiner Frau getroffen hatte, zum anderen waren „Sick of it all“ nicht mein Ding. Die Hardcore-Punks aus New York haben ganz bestimmt ihre Fans, die auch zahlreich in der PH waren. Aber das war mir ne Nummer zu krass, zu laut und zu anstrengend.

 

Dann war es endlich soweit. Das „Foggy Dew“-Intro a la Sinead O’Connor und den Chieftains sorgte direkt für den ersten Schauer. Und dann standen sie da, meine Jungs aus Boston. Was die Murphys in den folgenden 80 Minuten auf der Bühne abzogen, war ein Konzert der Extraklasse. Laut, explosiv, punkig, rockig, einfach nur hammergeil! Einige Zuschauer motivierte dies zum Zünden eines Bengalos mitten in der Halle. Soviel zum Thema Rauchverbot bei Konzerten…;-) Nachzuschauen unter den Schlagworten „Dropkick Murphys Düsseldorf“ bei youtube.

 

„Dusseldorf put your hands together!“ – die Murphys holten am letzten Tag ihrer Europa-Tournee noch einmal alles raus aus ihren Instrumenten. Man, muss das abgehen, wenn die demnächst wieder in Boston, Dublin und Belfast aufspielen.

 

Zwar hätte ich mir persönlich einige mehr meiner DKM-Favoriten gewünscht, aber das war mir am Ende völlig wurscht.

 

Genau so hatte ich mir mein erstes Murphys-Konzert vorgestellt. Etwas taub auf den Ohren und strunkelig in der Schrittfolge spielte ich auf dem Heimweg wieder „L’homme qui marche“ – Mann, der geht. Und zwar nicht nur ins Hotel, sondern ganz schnell wieder auf das nächste Dropkick Murphys-Konzert.

 

Im Netz: http://www.dropkickmurphys.com/

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