Il Semafero Stupido - Die Ampel des Grauens

Einmal im Jahr prämiert die „Interessengemeinschaft Europäischer Ampelgegner“ (IGEA) die schrecklichste Ampel des Kontinents mit dem Preis „Il Semafero Stupido“, auf Deutsch „Ampel des Grauens“. Nachdem die Siegerstädte zuletzt Prag, Wien und Barcelona hießen, hat es nun Attendorn geschafft. Die „Ampel des Grauens“ steht mitten in unserer ansonsten doch so schönen Hansestadt. Und zwar an der Ecke Kampstraße/Hansastraße.

 

„Ja, die kenne ich“ werden die Attendorner jetzt rufen, die mit mir das unzweifelhafte Vergnügen haben, jeden Tag mit dieser anscheinend von Gott verlassenen Ampel kämpfen zu müssen. Also die Farben sind soweit okay, doch es sind die Wartezeiten als Fußgänger an dieser schrecklichsten aller Ampeln.

 

Anfangs wollte mir niemand mein Zuspätkommen ins Büro abkaufen. Von wegen „Hab zu lange an der Ampel gestanden…“. Klingt ja auch irgendwie nach billiger Ausrede. Doch die verzweifelten Stimmen in unserer Stadt mehren sich. Es gibt Menschen, die bringen sich ihr Rasierzeug mit an diese Ampel, um die Wartezeit sinnvoll zu nutzen. Wiederum andere Mitmenschen winken ihren Bekannten zu, die auf ihrem Weg Richtung Einkaufen zum toom-Markt über die Hansastraße fahren. Und winken denen an gleicher Stelle zwei Stunden später wieder zu, wenn die zurückkommen. Grünphase in der Zwischenzeit? Fehlanzeige.

 

Eine komplette Familie hat vor einigen Wochen den Grill ausgepackt, Fußballbegeisterte bieten Public Viewing an der Hansastraße an. Alle Spiele, alle Tore. Erst nach dem Finalspiel ist mit Grün zu rechnen an der Ampel des Grauens.

 

Ganz dramatisch ist der Fall einer Schülerin. Die war noch auf der Sonnenschule, als sie die Ampel gedrückt hatte. Als es endlich Grün wurde, konnte sie direkt ins Rivius-Gymnasium nebenan wechseln. Tragisch.

 

Die Ampel des Grauen wird mich wertvolle Stunden meines Lebens kosten. Aber sie hat auch was Gutes. Man lernt Menschen kennen, wird kommunikativ und knüpft solidarische Freundschaften mit den Menschen, die sich neben einem und gegenüber auf der Straßenseite in Massen versammeln. Dabei lernt man die schönsten Flüche kennen.

 

Ja, diese Ampel an der Ecke Kampstraße/Hansastraße in Attendorn hat den Titel „Il Semafero Stupido“ mehr als verdient…

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