Ein Sohn Bayern, einer Schalke. Ich hab versagt. Wie ich gerade jetzt darauf komme? Als ich heute Mittag durch den Geschenkeladen in der Wasserstraße schlenderte, konnte ich beobachten, wie sich
ein ca. 6jähriger Junge von der Hand seines Vaters riss, als dieser ihm die Geschenkeabteilung des BVB schmackhaft machen wollte. Stattdessen stellte er sich lächelnd vor die
Merchandise-Abteilung des FC Bayern, worauf sich folgender Dialog entwickelte: „Ich denke, Du bist BVB-Fan wie ich?“ – „Nein, Papa. Bayern München.“ – „Warum das denn jetzt?“ – „Wegen Thomas
Müller.“
Da wurden Erinnerungen wach. Erinnerungen an meine eigenen frühen Versuche, die beiden besten Söhne der Welt auf den richtigen Pfad der Fan-Tugend zu führen. Dieser trägt den glorreichen Namen
Fortuna Düsseldorf. Okay, ich muss zugeben, bis vor einem Jahr lief es nicht ganz so gut mit meiner Tuna. Viertliga-Spiele vor 2000 Zuschauern in Teveren kann man dem eigenen Nachwuchs schlecht
als das Nonplusultra des Weltfußballs verkaufen. Jetzt nehmen wir ja ganz klar Kurs Richtungs Champions League. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Zurück zu meinen Jungs. Anfangs lief es bombig mit dem Fußball und den beiden. Bereits beim Taufgespräch von Phil kam es zu einem denkwürdigen Dialog im Attendorner Pfarrheim. Frage Pastor: „Ihr
Sohn soll Phil heißen? Wegen dem heiligen Philipp oder den Philippern?“ – „Wegen Phil Neville, Manchester United.“ Der Vertreter der Kirche hat die Taufe dennoch durchgezogen…
Weiter gings mit Kevin im 1. Schuljahr, der bei der Wortfindung zum Buchstaben „F“ ganz aufgeregt „Fortuna“ in den Klassenraum warf. Sehr zur Freude der lehrenden Pädagogin. „Oh, Du kennst die
Glücksgöttin?“ – „Häää? Glücksgöttin? Fortuna ist der Verein von meinem Papa.“
So richtig Ärger bekam ich bei einem Elternsprechtag, als Phil in der gleichen Grundschule das von mir erlernte Gedicht „Wir kommen aus dem Norden, wir saufen und wir morden. Wir waschen uns nie
– SANKT PAULI!“ zum besten gab.
Und Fortuna-Fans waren sie beide. Zumindest anfangs. Denn als sie des Lesens mächtig wurden, da erkannten Sie, dass ich Ihnen jahrelang das Kicker-Sonderheft von 1991/92 untergejubelt hatte. In
der Saison spielte Fortuna Düsseldorf tatsächlich noch in Liga 1, Oliver Kahn allerdings beim Karlsruher SC. Mein Schwindel flog später auf und – schwups – stand ich allein mit meiner
Fortuna.
Also, lieber Unbekannter in dem Geschenkeladen in der Wasserstraße: Lass den Kopf nicht hängen. Ein ganz großer Fußball-Philosoph sagte einst: „Lebbe geht weiter!“
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