Schön war es auf der Landesgartenschau in Hemer am vergangenen Wochenende. Neben all der Blumenpracht und einem Bikepark, wo sich der kleine Kleine austoben konnte, gab es auch verschiedene Pavillons zu bestaunen. So auch von einem lokalen Eine-Welt-Laden. Und wie es sich gehört, hab ich diese sinnvolle Einrichtung natürlich gerne unterstützt und mir ein halbes Pfund Kaffee aus Äthiopien zugelegt. Doch bevor es ans Bezahlen ging, wurde ich Zeuge eines wirklich netten Zwischenfalls.
Ein Ehepaar älteren Semesters stand an der Auslage der Klangschalen. Ihr wisst schon, jene Schalen, die für uns Laien aussehen wie Reisteller, die in Wirklichkeit die Chakren aber so was von öffnen.
Die Schalen waren offenbar echte tibetanische Handarbeit, wie die engagierte Klangschalenfachverkäuferin ("Ich war dabei, als die hergestellt wurden!") versicherte. Während der weibliche Part des klangschalenaussuchenden Ehepaares hochmotiviert an den einzelnen Schalen rieb, war der männliche Part des klangschalenaussuchenden Ehepaares doch eher genervt von dem esoterischen Anfall seiner Frau.
Seine mit 1a-Sauerland-Akzent gestellte Frage nach dem „Und watt soll das gätz?“ ignorierte sie, offenbar Kummer mit dem Mann gewohnt. „Probier doch mal aus, das öffnet Dir die Seele“, versuchte sie eifrig, ihren Mann von der wohltuenden Wirkung der Klangschalen zu überzeugen. Er lies sich nicht lange bitten und hämmerte auf die Schale wie der legendäre Animal auf das Schlagzeug der noch legendäreren Muppet-Show-Band.
„So doch nicht“, korrigierte Erika, wie ich sie in der Zwischenzeit getauft hatte, ihren Manfred (Name der Redaktion ebenfalls unbekannt). „Du musst sie Schale streicheln.“ Nachdem Manfred tat, wie ihm geheißen und der Eine-Welt-Pavillion in Hemer mit diesen herrlichen Lauten für einen Moment in Tibet schien, entschied sich Erika für das Modell „Skorpion“.
Beim Bezahlen setzte Manfred dem ganzen noch die Krone auf. „Is der Hammer mit bei dem Dingen?“ Entsetzt schauten ihn Erika und die Klangschalenfachverkäuferin an und wiesen dezent auf die richtige Bezeichnung „Klangschalen-Klöppel“ hin.
Während sich Erika und die Klangschalenfachverkäuferin noch über die Rotationsfrequenzen von Klangschalen auf dem europäischen Kontinent austauschten, trottete Manfred kopfschüttelnd ab. Später, nachdem es für mich dann doch noch ans Bezahlen ging, traf ich Manfred am Getränkestand wieder. In der Hand ein kühles Iserlohner Pilsener. Seine Welt war nun wieder völlig in Ordnung, seine Chakren weit geöffnet und der Abend mit Erika konnte kommen.
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