„Wo die Menschen gut drauf sind, da kann man sich wohlfühlen!“

Nach neun Jahren in den USA lebt und arbeitet der Schwede Christian Bengtsson jetzt im Kreis Olpe. Und zappelt bei der Basketballgemeinschaft Biggesee nun am Haken von Dan Baethcke…

Christian Bengtsson mit Basketball in der Altstadt von Attendorn

(26.07.13) Ein Schwede, der in München geboren wurde, zuletzt neun Jahre in den USA gelebt und studiert hat und nun das Leben im Sauerland kennenlernt. Spannend ist sie allemal, die Vita des Christian Bengtsson. Der 26-jährige lebt und arbeitet seit einigen Wochen in Attendorn und spielt für die BG Biggesee Basketball. Im Gespräch mit Tom Kleine erklärt Chris die Unterschiede zwischen Amiland und Sauerland und erzählt über Pizza in Attendorn und Beffprobe in Olpe.

Hallo Chris, wie waren die ersten Wochen in Attendorn?

CB: Sehr aufregend. Der neue Job mit den vielen netten neuen Kollegen, eine neue Wohnung, ein neuer Verein. Da stehen noch einige nicht ausgepackte Umzugskisten im Flur.

 

Wie kam es zu dem Umzug nach Attendorn?

CB: Die letzten neun Jahre meines Lebens habe ich in den USA verbracht. Ich habe einen Bachelor in Management und einen in Finance. Und seit einigen Wochen einen MBA (Master of Business Administration) der Wichita State University. Seit fünf Jahren arbeite ich schon für die Firma VIEGA aus Attendorn in den USA. Und nun habe ich das Angebot angenommen, am Standort Attendorn in den Fachbereich Internationales Beteiligungsmanagement für den Raum Asien zu wechseln.

 

Klingt sehr global. So wie Dein Lebenslauf.

CB: Das stimmt. Meine Mutter stammt ursprünglich aus Kroatien, mein Vater aus Schweden. Geboren bin ich in München. Die ersten vier Jahre meines Lebens habe ich allerdings in Malmö, Schweden, verbracht, bevor es zurück nach München ging. Mit 17 Jahren bin ich dann in die USA gegangen. Ich habe dort überwiegend in Kansas gelebt. Highschool und Uni, das ganze Programm. Und jetzt Attendorn.

 

Warum USA?

CB: Ich wollte das Leben und die Menschen dort kennenlernen. Und natürlich Basketball spielen. Welcher Spieler träumt nicht davon, in den USA auf dem Court zu stehen?

 

Das ist Dir ja dann auch gelungen.

CB: Und ob. Das Basketball-ABC habe ich allerdings beim TS Jahn München und beim Streetball erlernt. In den USA spielte ich für die Peabody-Burns Highschool, für das Bethany College in Lindsborg/Kansas und ein Jahr für die Newman University in Wichita, bevor ich verletzungsbedingt zuletzt eine Basketball-Pause eingelegt habe.

 

Und jetzt spielst Du für die Basketballgemeinschaft Biggesee des TV Olpe und des LC Attendorn.

CB: Ja, ich wollte hier in Deutschland unbedingt wieder anfangen, Basketball zu spielen. Zum einen natürlich, um in der neuen Heimat neue Menschen kennenzulernen. Zum anderen lässt mich dieser fantastische Sport einfach nicht los. Da habe ich mich vor einigen Monaten über die Basketball-Szene hier erkundigt. Den entscheidenden Tipp mit der BGB bekam ich von einer Kollegin bei VIEGA, die selbst Basketball gespielt hat. Dann habe ich mich mit Daniel Baethcke von der BG Biggesee in Verbindung gesetzt. Und wenn der einen erst einmal am Haken hat, dann lässt der nicht locker, bis man zum ersten Mal in der Trainingshalle in Olpe steht…(lacht).

Chris Bengtsson mit Basketball an einem Tisch
"Im Sauerland kann man auch mal in Ruhe ein Bier trinken."

Wie wurdest Du in Attendorn und Olpe aufgenommen?

CB: Total easy. Die Menschen hier machen es einem sehr einfach. Ich habe bisher nur nette Leute kennengelernt. Die Landschaft im Kreis Olpe ist wirklich sehr schön. Als Mensch, der in Bayern aufgewachsen ist, muss ich allerdings immer ein wenig schmunzeln, wenn das Sauerland als das „Land der tausend Berge“ bezeichnet wird. Ich würde die Berge hier eher als Hügel bezeichnen. Dennoch ist die Landschaft hier faszinierend. Gestern war ich auf dem „Biggeblick“ in der Waldenburger Bucht. Von dort hat man einen umwerfend schönen Ausblick. Und den hohen Stellenwert des Schützenfestes im Sauerland und des Gauklerfestes in Attendorn durfte ich auch schon erfahren. Jedenfalls weiß ich nun, was die Bierprobe in Attendorn und die Beffprobe in Olpe sind…

 

Wo liegen denn die Unterschiede zu den USA im Alltag?

CB: Neu ist mir, dass man in der Altstadt von Attendorn oder Olpe einfach mal ein paar gemütliche Stunden draußen sitzen und ein Bier genießen kann. In den USA schwirren ständig Kellner um einen herum. Die leben bei ihrem Minimalgehalt vom Trinkgeld und sind daher ständig darauf aus, neue Gäste an die Tische zu locken. Hier sind alle viel entspannter, auch die Kellner. Bei der Bestellung von Essen muss ich allerdings umdenken. Vor einigen Jahren, als ich zum ersten Mal kurz in Attendorn war, habe ich mir eine Pizza Peperoni bestellt. Das ist in den USA eine klassische Salami-Pizza. Hier war mein Gaumen natürlich in hellster Aufregung, als ich eine ganze Pizza komplett belegt mit der scharfen Peperoni serviert bekam. Angenehm finde ich es, dass hier viele Menschen zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Die Amis fahren immer mit dem Auto, selbst wenn der Supermarkt nur 400 Meter um die Ecke liegt. Dort wird man schief angeschaut und teilweise auch angemotzt, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Dafür kann man in den USA alleine in die Bar oder in den Club gehen und steht nicht lange alleine dort herum. Die Amerikaner sind gesprächsfreudig und freundlich. 

 

Du hast zuletzt in Wichita gelebt, einer Stadt mit fast 400.000 Einwohnern. Und nun Attendorn mit 25.000 Menschen. Eine große Umstellung?

CB: Bisher nicht. Das liegt aber vor allem daran, dass ich anpassungsfähig bin. Wo die Leute gut drauf sind, da kann man sich halt wohlfühlen! Natürlich vermisse ich meinen Bruder, Freunde und meine ehemalige Gastfamilie in den USA oder so Dinge wie Kino, Profisport-Veranstaltungen wie Basketball, Baseball oder American Football oder größere Basketball-Hallen. Dennoch ist die Lebensqualität hier im Kreis Olpe sehr hoch.

 

Zurück zum Basketball. Hast Du schon konkrete Ziele für die neue Saison?

CB: Dafür ist es noch absolut zu früh. Ich lerne ja gerade erst meine neuen Mannschaftskollegen kennen und die mich. Nach meiner Basketball-Pause zuletzt muss ich erst einmal wieder meinen Rhythmus finden und meinen Platz auf dem Court finden. In den Staaten habe ich zuletzt auf der 4 (Power Forward, Anm. des Red.) gespielt. Meine Lieblingsposition ist das allerdings nicht. Ich hoffe, ich kann zunächst einmal auf der 2 (Shooting Guard, Anm. des Red.) spielen. Meine Stärken liegen im läuferischen Bereich. Dazu hoffe ich, dass ich der Mannschaft als Passgeber und Rebounder helfen kann.

 

Du hast in den USA vom Basketball gelebt?

CB: Gelebt? Nein. Zumindest konnte ich mir zum Teil mein Studium mit dem Basketball finanzieren. Eigentlich wollte ich mal Kampfpilot werden. Aber dafür bin ich mit meinen 1,96 Meter einfach zu groß.

 

Kampfpiloten gelten als schnell, präzise und gefährlich. Da können sich die Fans der BG ja auf eine echte Verstärkung freuen.

CB (lacht): Zumindest verspreche ich, alles zu geben, um der Mannschaft und dem Verein zu helfen. Ich freue mich auf die BG Biggesee!

Chris Bengtsson mi Basketball auf dem "Biggeblick" in Attendorn
"Die Landschaft ist umwerfend" - Chris Bengtsson auf dem "Biggeblick" über der Waldenburger Bucht in Attendorn.

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Kommentare: 1
  • #1

    Aziz Dogru (Freitag, 26 Juli 2013 15:57)

    Herzlich Willkommen Chris!