Österreich hat eine Mission

„Mission 20-15“. Auf dieser Reise befindet sich der Basketball in Österreich. Nach 38 Jahren soll endlich wieder einmal die Qualifikation für ein internationales Großturnier gelingen.

Die österreichische Basketball-Nationalmannschaft
(Foto: basketflames.at)

 

Island hatte bereits einen, der Süd-Sudan auch. Gabon und Tansania ebenfalls. Belize sogar zwei. Und Österreich? Null. Die Rede ist von Spielern in der NBA. Bis heute hat es kein einziger Korbjäger in die US-Kommerzliga geschafft. Ich selbst bin zwar nicht der größte Freund von NBA-Basketball und würde einem Spiel dort jederzeit ein gepflegtes Euroleague-Match zwischen Maccabi Tel Aviv und Lok Kuban vorziehen. Dennoch ist die Null-Spieler-Bilanz der Österreicher ernüchternd. Selbst der „geliebte“ Nachbar Schweiz hat aktuell mit Thabo Sefolosha einen NBA-Akteur vorzuweisen.

 

List of foreign NBA-Players

 

Die Nullnummer ist der zahlenmäßige Beweis, dass der Basketballsport in Österreich leider eine Randsportart ist. Wintersport ist in der Alpenrepublik nicht überraschend weit vorne. Und da eingeschlossen als Mannschaftssport natürlich Eishockey. Dort haben es bis heute bereits sieben Akteure in die NHL geschafft.

Hoffnungsträger Rašid Mahalbašić

Der Basketballer Rasid Mahalbasic im Duell mit zwei Gegenspielern
Rašid Mahalbašić. (Foto: sportnet.at)

Die Hoffnungen der österreichischen Basketball-Fans, dass es einer der ihren doch einmal in die NBA schafft, ruhen aktuell auf Rašid Mahalbašić. Der 23-jährige Nationalspieler Österreichs ist slowenisch-bosniakischer Abstammung und schnuppert zumindest an der NBA. Vor einem Jahr stand er im Trikot der Utah Jazz auf dem harten Parkett der US-Summer League. Für die NBA hat es dabei noch nicht ganz gereicht, dennoch blickt der Center/Power Forward trotz seiner jungen Jahre schon auf einige international namhafte Stationen zurück. Von den Wörthersee Piraten, wo er bereits mit 17 Jahren in der höchsten Liga ÖBL debütierte, ging es 2010 zu Fenerbahce Istanbul. Nicht die allerschlechteste Adresse für einen 20-jährigen.

 

Dass er während seiner zweijährigen Vertragszeit am Bosporus mehrfach verliehen wurde, lag auch an der bekannt strengen Legionärsregelung im türkischen Basketball. Nach einem Kurzeinsatz im slowenischen Lasko und einem Engagement beim polnischen Serienmeister Asseco Prokom geht Rašid Mahalbašić seit 2013 für das tschechische Spitzenteam CEZ Nymburk in der Liga und im Eurocup auf Korbjagd.

Ritter Thomas erobert die Liga

Thomas Klepeisz im Trikot der österreichischen Basketball-Nationalmannschaft
(Foto: basketballaustria.at)

Mit Thomas Klepeisz (Foto rechts) steht ein weiteres hoffnungsvolles Talent im Kader der Österreicher. Der 1,85 Meter große Point Guard feiert in diesen Tagen seinen 23. Geburtstag. Er schnürt die Sneakers für die Güssing Knights, aus deren Jugendprogramm Klepeisz stammt. Mit dem erstmaligen Gewinn der österreichischen Meisterschaft feierten die Ritter aus dem Burgenland in diesem Sommer den größten Erfolg der Vereinsgeschichte.

 

In der Finalserie der Admiral Basketball Bundesliga (ABL)setzten sich die Korbjäger aus der knapp 4.000 Einwohner kleinen Stadt Güssing in einer dramatischen Serie gegen die ece bulls Kapfenberg durch. Den Knights gelang das Kunststück, einen 0:2-Rückstand in einen 3:2-Seriensieg umzumünzen. Die diesjährigen Play Offs in der ABL waren ohnehin eine spannende Sache. Gleich vier der sieben  Duelle gingen über die volle Distanz.

 

Zur Belohnung dürfen die Knights in der kommenden Spielzeit internationale Erfahrungen sammeln. In der EuroChallenge - nach Euroleague und Eurocup sozusagen die 3. Liga Europas - geht es ab November in der Vorrundengruppe F gegen Trabzonspor aus der Türkei, Cluj-Napoca aus Rumänien und Atomerömü aus Ungarn. Sollten die Jungs aus Güssing die nächsten Runden erreichen, wären Duelle gegen die BBL-Clubs aus Ulm oder Frankfurt möglich.

Ortner ist das Aushängeschild

Benjamin Ortner im Trikot von Montepaschi Siena
(Foto: messanabasket.it)

Das personifizierte Aushängeschild des österreichischen Basketballs ist jedoch ein anderer: Benjamin Ortner (Foto links). Der 30-jährige Center/Power Forward ist bereits seit 2005 in der angesehenen italienischen Liga unterwegs. Lediglich im Jahr 2012 spielte der Innsbrucker für ganze vier Spiele für die Gießen 46ers in der BBL, bevor er dann doch wieder zurück nach Italien zur Spitzenmannschaft Montepaschi Siena wechselte.

 

Mit dem Team aus der Toskana gewann Ortner 2013 Meisterschaft und Pokal und sammelte in der vergangenen Saison Erfahrungen in der Euroleague. In der italienischen Meisterschaft musste sich Siena in der jüngst abgelaufenen Spielzeit nach einer 3:4-Serie dem neuen Meister Empori Armani Mailand geschlagen geben.

 

Aufgrund von Querelen mit dem Verband blieb Ortner der Nationalmannschaft lange Zeit fern. Daran und aus anderen Gründen hat sich bis heute nicht viel geändert. Leider. Denn mit einem Benjamin Ortner im Kader steigen Österreichs Chancen, sich nach 1977 endlich wieder einmal für ein großes internationales Turnier zu qualifizieren. In jenem Jahr nahmen die ÖBV-Auswahlspieler an der EM-Endrunde in Belgien teil. Null Siege in sieben Spielen bedeuteten den letzten Platz.

 

In der aktuellen FIBA-Weltrangliste (Stand September 2013) teilt Österreich das Schicksal von Luxemburg und findet sich auf Platz 88 der punktlosen „Sonstigen Staaten“ wieder.

Enttäuschung nach der Vor-Quali

(Foto: basketballaustria.at)
(Foto: basketballaustria.at)

Die anstehende Qualifikationsgruppe mit Deutschland, Polen und Luxemburg hätten sich die Rot-Weiß-Roten gerne erspart. In der von der FIBA geschaffenen Vor-Qualifikation für die „kleineren“ Teams im Vorjahr gab es für den Sieger eine Wildcard für die Eurobasket 2015 zu gewinnen. In diese Quali-Runde ist die Mannschaft von Auswahltrainer Werner Sallomon mit großen Hoffnungen und nicht gerade kleinen Chancen gegangen.

 

In der Gruppe mit der Schweiz, Dänemark und Luxemburg reichte es dann aber trotz einer 5:1-Bilanz aufgrund des mit gerade einmal fünf Punkten negativen direkten Vergleichs ausgerechnet gegenüber der Schweiz „nur“ zu Platz 2 in der Vorrunde. Doch auch die Eidgenossen gingen anschließend leer aus. In der Endrunde sicherte sich Estland die Wildcard für die Eurobasket 2015.

 

Dieser Chance auf die vorzeitige Quali für die Eurobasket 2015 trauern die Mannen von Werner Sallomon bis heute nach. Der Traum von der ersten Teilnahme an einem wichtigen Turnier seit 1977 lebt allerdings weiter. Klickt man die informative Homepage des ÖBV an, so leuchtet einem fett entgegen:

Startseite der Internetseite des ÖBV mit dem Schriftzug Mission 20-15

Zu gönnen wäre es unseren Nachbarn, damit der schönste Sport der Welt in Österreich endlich mehr als nur eine Randnotiz wird.

Bilanz knapp positiv

Die deutsche Bilanz gegen Österreich ist überraschend fast ausgeglichen. In bisher 24 Aufeinandertreffen der Nachbarn behielten die deutschen Korbjäger bei einem Korbverhältnis von 1669:1571 gerade 14 Mal die Oberhand. In den Jahren 1977 bis 2007 gingen sich beide Länder aus dem Weg, lediglich unterbrochen durch ein Spiel im Jahr 1984. Das letzte Duell gab es am 28. Juli 2012, als Deutschland im österreichischen Oberwart mit 98:81 die Oberhand behielt (Benzing 12, Doreth, Günther 11, Zirbes 10).

 

Deutschland gegen Österreich - Die Bilanz

 

Österreich auf der Homepage der FIBA Europe

 

Die Termine in der EM-Quali

Mi., 13. August 2014 (2. Spieltag)

20.20 Uhr (voraussichtlich live auf EinsPlus)

ÖSTERREICH - DEUTSCHLAND

in Schwechat, Multiversum

 

So., 24.08.14 (5. Spieltag)

14.00 Uhr (live im WDR)

DEUTSCHLAND - ÖSTERREICH

in Hagen, Enervie Arena

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