Ach, Fortuna...

A 4, Rasthof Aggertal. Sonntag Nachmittag. Vor mir dampft der Automaten-Kaffee. Die Stimmung am Nullpunkt. Ich hätte es wissen müssen. Schließlich kenne ich Dich nun schon seit über 30 Jahren. Selbstverständlich hast Du den heutigen Heimspiel-Auftakt versemmelt. Wie sollte es auch anders sein? Alles war vorbereitet. Geiles Wetter, 30.000 Zuschauer, darunter 18.000 mit einer Dauerkarte in der Tasche. Eine Führung nach zwei Minuten. Euphorie pur.


Strahlende Gesichter überall. Auch in den Autos, die mich heute Morgen noch auf der A 4 überholt haben. Aus Fulda, aus Mannheim, mit Fortuna-Aufkleber. Hoffnung pur. Die fatale Rückserie vor einigen Monaten? Vergessen.


Du hattest Dein schickes Kleid angezogen in den letzten Wochen, hast Dich ordentlich geschminkt. Ein neues Trainer-Team, viele neue Gesichter, ein geiles Wochenende gegen Ipswich. Kurzum: Du hattest Dich echt in Schale geworfen. Nicht schlecht für eine 120-jährige. Der Altersunterschied war mir bisher auch immer egal. Wo die Liebe eben hinfällt.


Noch heute Morgen warst Du attraktiv wie lange nicht mehr. Die 150 Kilometer hin zu Dir waren kein Problem für mich. Gern geschehen. Vor Freude. Die 150 Kilometer zurück sind mal wieder zum Kotzen. So wie Du heute. Jetzt bist Du wieder die Diva, meine anstrengende Geliebte.


Na klar, Du hast Recht. Ich bin es ja selbst schuld. Wer hält schon zu dem unberechenbarsten Fußball-Club auf diesem Planeten? Aber was soll ich denn machen? Hab mich halt in Dich verliebt, damals, Anfang der 80er. Beim Intertoto-Cup-Spiel am Flinger Broich gegen irgendeine belgische Mannschaft.


Kannst Du nicht einmal, wenigstens für einen Spieltag, so sein wie die Bayern? So verlässlich bei einem Heimauftritt. Oder wenigstens wie Freiburg. Die steigen ab und stehen gleich wieder vorne. Aber das wärst wohl nicht Du.


Jetzt hier vor meinem Kaffee auf der A4, zwischen den alten Leuten, die ihren Ausflug nach Aachen hinter sich haben und dem Trucker, für den es gleich wieder nach Mazedonien geht, hasse ich Dich. Morgen Mittag stehe ich vermutlich wieder im Kiosk in Attendorn, um mir die Rheinische Post zu sichern. Um meinen gelb-schwarzen oder blau-weißen Kollegen zuzurufen, dass Du doch der geilste Club der Welt bist.


Morgen, ganz vielleicht, werde ich Dich wieder lieben.


Ach, Fortuna...

Logo Fortuna Düsseldorf und Bergischr Löwe mit dem Schriftzug Unsere Heimat Unsere Liebe

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