Meine heutige Lektion „Kurdisch lernen“ habe ich mit einem gastronomischen Erlebnis verbunden. „Erlebnis“ ist dabei etwas untertrieben, „Mutprobe“ würde es wohl eher treffen.
Oder wie würdet Ihr den Verzehr eines Getränkes nennen, das auf den harmlos klingenden Namen Şalgam Suyu [Schalgam Suju] hört, dessen Bestandteile sich allerdings aus Wasser, Steckrüben, roter Bete, Paprika, Hefe, Salz und Knoblauch zusammensetzen. Ja, richtig gelesen. Steckrübensaft. Mit Knoblauch.
Dem Blick der kurdischen Fachverkäuferin meines Vertrauens entnahm ich heute Mittag beim Kauf der Flasche Şalgam Suyu Skepsis. Wahrscheinlich hat noch nie zuvor eine deutsche Kartoffel nach diesem Elixier aus der türkischen Küche gefragt, geschweige denn, diesen Zaubertrank gekauft und verzehrt. In Adana und im Süden der Türkei schwören die Menschen auf das Getränk, gerne auch in Verbindung mit Raki.
Meine kurdische Azubi, der ich den täglichen Sprachkurs verdanke, war jedenfalls stolz auf mich und meinen Mut. Außer ihrem Opa traut sich in ihrer Familie selbst niemand an den roten Saft. Und der Opa ist gesund, wie sie mir versicherte. Der schwört auf das Zeug, das gut sein soll für den Stoffwechsel.
Außerdem gegen müde Beine, Ischias, Husten, Rücken, Kopfweh und Fußpilz. Glaube ich zumindest nach dem vorsichtigen Verzehr des ersten Schluckes Şalgam Suyu.
Nach dem Öffnen der Flasche entfaltet sich der Steckrüben-Knoblauch-Geruch zunächst einmal im ganzen Raum. Beim nächsten G 20-Gipfel in Hamburg sollte sich die Polizei mit diesem Gemisch wehren. Jeder militante Demonstrant würde die Flucht ergreifen.
Seit meinem ersten Schluck sind nun fünf Stunden vergangen. Ich fühle mich fit. Das leichte Kribbeln an der Unterlippe wird bestimmt auch eines Tages aufhören. Aber was soll ich machen? Şalgam Suyu macht halt alt. Dank des doch recht hohen Anteils an Knoblauch aber auch sehr einsam…
Da muss ich jetzt wohl durch.
Noş!
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